Vorteile der digitalen Zusammenarbeit in interdisziplinären Pflege-Teams - Beispiel Primärversorgungseinheiten (PVEs)
Das Konzept der interdisziplinären Pflege ist ein wichtiger Bestandteil eines effektiven und effizienten Pflegesystems in Österreich und Deutschland. Es verspricht viele Vorteile für Patient:innen und professionelle Pflege-Expert:innen und zudem einen hohen gesundheitsökonomischen Nutzen. Aber wie kann eine effektive und effiziente interdisziplinäre Zusammenarbeit in Pflege-Teams, wie Primärversorgungseinheiten (PVEs), organisiert werden? Die digitale Zusammenarbeit ist der Schlüssel zur Effektivität und Effizienz von interdisziplinären Pflege-Teams. Wir schauen uns das Potenzial am Beispiel von Carenamics an.

Patient:innen-Pflege ist immer vielschichtig und aufwändig
An der Pflege von Patient:innen arbeiten, je nach Umfang der Pflegebedürftigkeit, Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen daran, die Gesundheit und das Wohl von Patient:innen wiederherzustellen oder zu fördern. Ärzt:innen, professionelle Pflegekräfte mit unterschiedlichen Kompetenzen, Fachleute aus der Physiotherapie, Psychologie oder auch Sozialarbeit erfüllen dabei bestimmte Aufgaben. Leider wird die individuelle Pflege von Patient:innen derzeit aber meistens nicht als eine gemeinsame Aufgabe geplant und ausgeführt. Die an der Pflege Beteiligten lösen ihre eigenen Aufgaben losgelöst von der Therapie der anderen, daran Beteiligten.
Dies führt nicht nur auf Patient:innen-Seite manches Mal zu Misstrauen (“Was Sie da machen, hat der Arzt aber anders beschrieben!”), sondern auch zu einem (den gesamten Pflegeprozess betrachtet) Mehraufwand, der die Kapazitäten einzelner Expert:innen und letztlich auch das gesamte Gesundheitssystem belastet.
Interdisziplinäre Pflege ist ein Pflege-Ansatz, der alle an der Pflege Beteiligten von vornherein (ab Beginn der jeweiligen Pflege-Aufgabe) in einem (virtuellen) Team zusammenführt, das gemeinsam arbeitet. Der Vorteil: Wenn individuelle Pflegeaufgaben als Teil eines gemeinsamen Plans ausgeführt werden, wird die Pflege nicht nur aus Patient:innen-Sicht effektiver, sondern auch aus Sicht der einzelnen professionell Beteiligten effizienter. Ob es sich um kleinere Pflege-Teams handelt oder um Primärversorgungseinheiten (PVE) spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist, dass die Beteiligten gemeinsam arbeiten. Das Konzept ist zukunftsweisend und festigt sich derzeit in der Struktur der Gesundheitssysteme in Österreich und Deutschland.
Wir möchten in diesem Beitrag herausstellen, dass interdisziplinäre Pflege so organisiert werden kann, dass sie die Vorteile liefert, die sie theoretisch verspricht. Unser Beispiel ist die digitale Zusammenarbeit in Primärversorgungseinheiten in Österreich, das aber auch richtungsweisend für noch nicht gesetzlich geregelte deutsche PVEs gelten könnte.
Primärversorgungseinheiten (PVE) als Eckpfeiler des Gesundheitssystems in Österreich
PVEs in Österreich lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: Primärversorgungszentren (PVZ) und Primärversorgungsnetzwerke (PVN). Ein Primärversorgungszentrum ist eine organisatorische Einheit, in der mehrere Gesundheitsberufe unter einem Dach zusammenarbeiten, um umfassende Primärversorgung anzubieten. Ein Primärversorgungsnetzwerk ist eine Organisation, in der Gesundheitsdienste an verschiedenen Standorten vernetzt sind und von einem Team koordiniert werden. Beide leisten viel und haben eine große Aufgabenlast.
Wie die Gesundheit Österreich GmbH bekanntgab, waren zum 1.7.2025 bereits 100 Primärversorgungseinheiten (PVE) in Österreich tätig, davon 92 Primärversorgungszentren (PVZ) und 8 Primärversorgungsnetzwerke (PVN). Zum Jahresende 2025 könnten es bereits 130 sein. Die Entstehung von PVEs ist eine positive Entwicklung im Pflegemarkt. Sie stehen für moderne, koordinierte Gesundheitsversorgung durch interdisziplinäre Pflege-Teams und könnten ein Eckpfeiler eines effektiven Gesundheitssystems der Zukunft sein. Die österreichische Gesundheitsstaatssekretärin hat nicht ohne Grund kürzlich auf einer Pressekonferenz die Zahl von 300 PVEs bis 2030 als Zielvorgabe genannt. Diese richtungsweisenden Pläne sind erforderlich und begrüßenswert.
Doch das Zusammenwirken mehrerer Experten, oftmals ohne direkten Kontakt und unter zeitlichen Anforderungen, erfordert viel Disziplin und ein hohes Maß an effizientem Informationsaustausch zwischen den (intra-) und interdisziplinären Partnern in PVEs. Könnte eine integrative Software einen gemeinsamen virtuellen Pflegeplan/Pflegeprozess von mehreren Individual-Expert:innen erstellen, den diese effizient abarbeiten, ohne Abstriche beim Patient:innen-Wohl? Wir schauen uns das Potenzial am Beispiel von Carenamics an.
Die Realität in der PVE: Viel Verantwortung, wenig Zeit
Der Versorgungsalltag in einer PVE mit unterschiedlichen Berufsgruppen ist geprägt von Dynamik, wechselnden Patient:innen und großer Verantwortung. Anhand dieser stark verallgemeinerten Grafik lässt sich die organisatorische Komplexität aus der Sicht der Pflege in einer PVE erahnen.
Umso wichtiger ist es, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Informationsstand sind. Ein oftmals anzutreffendes Chaos von Papierdokumenten, Excel-Listen und verschiedenen Softwarelösungen stört aber die Pflegeabläufe. Unstrukturierte Übergaben und fragmentierte Informationsflüsse können den Arbeitsalltag erheblich erschweren. Mehr noch: Sie verursachen mitunter einen zeitlichen und damit auch betriebswirtschaftlichen Mehraufwand. Die vollständige, zuverlässige Echtzeit-Dokumentation in PVEs ist daher eine zentrale Herausforderung.
Welche Anforderungen bestehen bezüglich einer integrativen Pflegesoftware für PVEs?
Im Alltag einer PVE zeigt sich, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur Chancen bringt, sondern auch hohe Anforderungen an die Dokumentation stellt. Alle Beteiligten müssen flexibel und effizient unterstützt werden, so wie es die Realität der Primärversorgung erfordert.
Wenn eine Software für Pflegedokumentation die intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit in einer PVE effektiv unterstützen soll (dies gilt mit Einschränkungen auch für Krankenhäuser), muss sie bestimmte Kernfähigkeiten besitzen.
- Strukturierte und standardisierte Dokumentation
- Nutzung von anerkannten Klassifikationen (z. B. ICNP, NANDA, ENP)
- Einheitliche Eingabemasken für Pflegeanamnese, Pflegeplanung, Verlaufsdokumentation
- Automatisierte Pflegeberichte (reduziert redundante Dokumentation)
- Interoperabilität & Schnittstellenfähigkeit
- Anbindung an Krankenhaus-Informationssysteme (KIS), Arztpraxis-Software, Laborsysteme, Reha- und Pflegeeinrichtungen
- Nutzung von Standards wie HL7 / FHIR für Datenaustausch
- Möglichkeit für digitale Arzt- und Pflege-Überweisungen
- Unterstützung von intra- und interdisziplinären Übergaben
- Elektronische Übergabe-Tools (z. B. Pflege-Shift-Handovers)
- Übergabeprotokolle zwischen Pflegepersonen und Ärzt:innen
- Fallbezogene Kommunikationsbereiche („digitales Whiteboard“)
- Aufgabenmanagement mit Zuweisung & Rückmeldung
- Transparenz und Team-Kommunikation
- Rollenbasierte Benutzerverwaltung (Pflege, Ärzt:innen, Therapeut:innen, Sozialdienst)
- Echtzeit-Zugriff für alle beteiligten Disziplinen
- Chat- oder Messaging-Funktionen innerhalb der Patientendokumentation
- Benachrichtigungen bei neuen Einträgen oder wichtigen Ereignissen
- Unterstützung für Überleitungen & Entlassungsmanagement
- Standardisierte Entlassberichte (Pflege- & Arztbriefe)
- Elektronische Überweisung an Reha, ambulante Pflege, Pflegeheime
- Export von Patientendaten für externe Partner (unter Einhaltung von Datenschutz/GDPR)
- Schnittstelle zu Kostenträgern/Sozialdiensten
- Clinical Decision Support (CDS)
- Erinnerungen für Medikationsgaben, Wundversorgungen, Monitoring
- Warnungen bei Kontraindikationen oder Allergien
- Automatische Vorschläge für Pflegeinterventionen basierend auf Pflegediagnosen
- Benutzerfreundlichkeit
- Mobile Nutzbarkeit (Tablets, Smartphones am Patientenbett)
- Schnelle Dokumentation (Checklisten, Vorlagen, Spracherkennung)
- Intuitive Oberfläche zur Reduzierung von Dokumentationszeit
- Datensicherheit & Nachvollziehbarkeit
- DSGVO-konform (Datenminimierung, Verschlüsselung, Zugriffskontrolle)
- Lückenlose Dokumentation mit Zeitstempel & Änderungsverlauf
- Einwilligungsmanagement für Patient:innen
Eine Software, die es schafft, nicht nur die eigentliche Dokumentation (rechts-) sicher und übersichtlich abzubilden, sondern gleichzeitig auch als digitale Kommunikations- und Kooperationsplattform zu fungieren, ist gut geeignet, eine effiziente und integrierte Pflege in einer PVE zu unterstützen. Denn sie verbindet die einzelnen relevanten Akteure (Pfleger:innen, Ärzt:innen, Therapeut:innen und andere Haus-interne sowie externe Expert:innen) und macht ihre Arbeit transparent für alle.
So entstehen Prozesse, in denen ein virtuelles Team eine koordinierte, umfassende Pflege sichert, während sich die einzelnen Expert:innen ganz auf ihre Stärken konzentrieren können. Patient:innen erhalten dadurch eine jeweils individuelle Betreuung, die jedoch immer im Rahmen eines ganzheitlichen Plans abläuft. Letztlich stärkt dies auch das Vertrauen von Patient:innen in alle am Prozess beteiligten Expert:innen.
Auch aus gesundheitsökonomischer Sicht könnte dies ein entscheidender Vorteil sein: ein(e) durch Überweisung neu in das Patient:innen betreuende Team hinzugenommene(r) Expert:in muss nicht erneut bei Patienten ein Anamnese-Gespräch vornehmen, sondern erkennt sofort ihre/seine Aufgabe im gesamten Pflegeprozess. Dies spart Zeit und Geld.
Carenamics dort, wo Zusammenarbeit zählt
Nach dem jüngsten Software Upgrade kann Carenamics bereits die wichtigsten Herausforderungen lösen, vor denen Primärversorgungseinheiten stehen.
Anforderungsabgleich in der Übersicht
PVEs sind so individuell wie die Regionen, in denen sie aufgestellt werden. Einige Zentren setzen auf Hausbesuche, andere auf psychosoziale Integration, wieder andere auf einen engen Austausch mit pädagogischen Einrichtungen oder mobilen Diensten. Genau deshalb braucht es ein System, das sich flexibel an diese unterschiedlichen Lösungen anpassen lässt.
Carenamics wurde ursprünglich als Software für die mobile Pflege konzipiert, von einem Expert:innen-Team, in dem Pfleger:innen die zentrale Rolle spielten. In der ersten Version stand eine hohe Usabilty für Einzel-Pfleger:innen und kleinere Pflegeteams im Mittelpunkt. Seitdem ist das System jedoch kontinuierlich weiterentwickelt worden, insbesondere um den Anforderungen der stationären Pflege gerecht zu werden, wo es inzwischen ebenfalls erfolgreich eingesetzt wird.
Carenamics bietet nicht nur eine sichere, cloudbasierte Dokumentationsplattform, sondern schafft eine digitale Arbeitsumgebung, in der Kommunikation einen zentralen Faktor der Pflegequalität darstellt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um intradisziplinäre (Teil-)Teams oder das gesamte interdisziplinäre Team handelt. Entscheidend ist hier, dass die kontinuierliche und ununterbrochene Interaktion der einzelnen Experten auf einer einzigen digitalen Plattform ein (virtuelles) Team schafft.
Zum Beispiel können sich durch integrierte Text- und Videochat-Funktionen Teammitglieder ortsunabhängig und in Echtzeit austauschen. Das beschleunigt Rückfragen, reduziert Missverständnisse und stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit nachhaltig. Pflegeverläufe, Maßnahmenplanungen und Verlaufsdokumentationen lassen sich strukturiert und ortsunabhängig erfassen. Klare Pflegeziele, intuitive Übergabefunktionen und transparente Notizen ermöglichen reibungslose Abläufe zwischen Pflege, Medizin und Therapie.
Die Zukunft der Primärversorgung gestalten
Die digitale Transformation ist ein wesentlicher Faktor, um die Versorgung in Primärversorgungseinheiten zukunftssicher und effizient zu gestalten. Mit der technischen Unterstützung durch Software wie Carenamics intensiviert die Digitalisierung des Pflegealltags die Zusammenarbeit in Primärversorgungseinheiten.
Dadurch wird eine zentrale Dokumentations- und Organisationsbasis geschaffen, auf die sich alle am Pflegeprozess Beteiligten verlassen können, ganz gleich, ob die letzte Eintragung von einer Allgemeinmedizinerin, einer Ordinationsassistenz oder einem Psychotherapeuten stammt. Mehr noch: durch die effiziente Zusammenarbeit an einem (virtuellen) integrierten Pflegeplan könnte auch die Effektivität der Pflege erhöht werden, bei gleichzeitiger Senkung der Kosten.
PVEs sind effektive Bausteine im Pflegesystem der Zukunft. Und Software wie Carenamics wird eine entscheidende Rolle mit Blick auf die Effizienz und die (aus Patient:innen-Sicht) Effektivität der PVE-Pflege spielen. Vielleicht bleibt noch eine spannende Frage zu klären: wird es angesichts der Aufgabenlast der einzelnen Experten künftig eine zentrale Person geben, die den gesamten interdisziplinären Pflegeprozess steuert, den eine PVE abdecken kann?